Ursache oder Auswirkung, was klopfe ich wann?
Ich hatte gerade eine Frage, da ging es um Verlustangst, die in der Kindheit entstanden ist. Konkret ist die Frage: "wenn ich nun diese Verlustangst klopfe,
werden dann die Ereignisse neutralisiert?"
(Ich weiß, ich überspitze ein wenig, damit es deutlicher wird.)
Machen wir uns einmal klar, was da passiert. Jemand erlebt einen Verlust, dafür kann es viele Ereignisse geben. Dies kann der reale Verlust eines Menschen oder auch Haustieres sein, entweder durch Tod oder durch Trennung z.B. der Eltern, Oma oder Opa konnten versterben, es kann für ein Kind aber auch das Verlieren eines geliebten Plüschtieres sein.
Also entsteht hier erst einmal das Gefühl, dass etwas auf einmal nicht mehr da sein kann und je nachdem wie und was passiert ist, bekommt das Kind nicht die Möglichkeit, diesen Wandel zu verarbeiten. Gerade beim Verlust von Menschen kann es sein, dass die Bezugspersonen selbst genug mit dem Verlust zu tun haben, und darum nicht auf das Kind eingehen können.
Dieser nicht bewältigte Verlust führt zur Angst, so etwas könne noch mal passieren, was dieses dann auch wahrscheinlicher werden lässt und schon ist die Person in dieser Schleife: „Verlustangst führt zu Verlust, dieser Verlust zu Angst, diese Angst zu Verlust“ und so weiter.
Nun kann man ja als Erwachsener hingehen und einsehen, dass Verluste zum Leben gehören oder wie man so schön sagt: „Das einzige Beständige im Leben ist der Wandel“. Das ist auch so, befriedigt aber erst einmal nur den Verstand. Weil die Gefühle aus den Situationen ja immer noch nicht ausgelebt sind, sondern im Untergrund vor sich hin werkeln.
Es geht also darum, die ursprünglichen Situationen zu klopfen und die damaligen Gefühle damit zu befreien. Und da es meist einige sind, klopft man am besten alle, beginnend mit der frühesten Erinnerung. Oft ist es so, dass spätere Situationen damit gleich die Belastung verlieren.
Wie also klopft man eine solche Situation? Das ist natürlich abhängig von der jeweiligen Situation.
Wenn man etwas erlebt und die dabei entstehenden Gefühle ausleben kann, werden sie dadurch ja auch gleich geklärt. Zum Trauma wird es dann,
wenn man die Gefühle nicht empfinden kann oder darf. Also ist es das Ziel, die damals nicht empfundenen Gefühle jetzt zu empfinden.
Vielleicht war es nur der Lieblingsteddy, den das Kind verloren hat und dafür eventuell sogar noch ausgeschimpft wurde.
Oder jemand ist verstorben, Oma, Opa, oder die Eltern haben sich getrennt. Das Kind war in der Situation nicht imstande, die entstehenden Gefühle zu erleben,
weil die verbliebenen Bezugspersonen mit sich selbst beschäftigt waren. Hier ist es in erster Linie und vordergründig die Traurigkeit, die das Kind nicht ausleben konnte.
Vordergründig deshalb, weil sich hinter Traurigkeit immer Wut verbirgt, Wut auf denjenigen, der einen einfach so verlassen hat.
Die andere Frage ist nun, soll man die Angst klopfen?
Die generelle Antwort lautet ganz klar „Nein“.
Angst ist ja immer ein Warnsignal, dass etwas passieren kann. Insofern ist Angst nicht generell schlecht. Wenn ich zum Beispiel kein guter Bergsteiger bin, ist die Angst vor der Eiger Nordwand ein durchweg berechtigtes Gefühl, was mich daran hindert, ein unnötiges Risiko einzugehen.
Also ist es bei Ängsten immer ganz nützlich, sich klar zu machen, ob eine reale Bedrohung vorliegt. In dem Fall ist die Angst gut und hilft mir zu Überleben.
Irrationale Ängste gibt es natürlich auch, und die sind auch nicht so selten. Wenn also jemand plötzlich Angst vor Menschen beim Einkaufen bekommt, ohne einen konkreten Anlass, sprich ohne eine echte Bedrohung, dann wäre das Klopfen nur eine Symptombekämpfung. Also solche aber durchweg legitim. Nur sollte man dabei im Kopf behalten, dass es keine Ursachenbekämpfung ist, die kann dann in Ruhe zuhause stattfinden, wenn die Situation gemeistert ist.
Solange ich immer nur ein Symptom bearbeite, wird es immer wieder kommen. Und zwar so lange, bis die Ursache erlöst ist.